Druckluftqualität nach ISO 8573 – einfach erklärt (2024)

Erfahren Sie, was die ISO 8573 aussagt, welche Qualitätsklassen es gibt und wie diese unterteilt werden. Außerdem erläutern wir, was die einzelnen Ziffern hinter der ISO genau bedeuten, damit Sie diese ganz einfach lesen und verstehen können.

ISO-8573 – Was ist das überhaupt?

Die ISO-8573 ist eine wichtige Grundlage, wenn es um Druckluftqualität geht. Sie behandelt drei Kategorien.

  • Die Staubkonzentration,
  • den Restwassergehalt
  • und den Restölgehalt

Diese drei Kategorien unterteilen sich dann, je nach erforderlicher Qualität, wiederum in sechs Klassen die für die Druckluftqualität maßgeblich sind. Hierbei steht 6 für die unterste Qualitätsklasse (also die höchste Restverschmutzung) und 1 für die beste Klasse.

Allerdings gibt es seit 2010 auch die Klasse 0.

Die Reinheit dieser Klasse 0 wird durch den Anwender bzw. durch den Gerätehersteller bestimmt, muss aber in jedem Fall besser als die Reinheit der Qualitätsklasse 1 sein. Nicht in jedem Fall entspricht dies einer einhundertprozentigen Reinheit.

Bei Atlas Copco bedeutet die Klasse 0 speziell für den Punkt des Restölgehaltes jedoch die Garantie, dass durch den Verdichtungsprozess in einem ölfrei verdichtendem Kompressor, keinerlei Ölaerosole der erzeugten Druckluft zugefügt werden.

Achten Sie also auf dieses Zeichen:
Druckluftqualität nach ISO 8573 – einfach erklärt (1)

Klasse 0 und ihre Anwendungsbereiche

Die Klasse 0 ist vor allem in der ISO 22000 geregelt, auf die wir gerne kurz eingehen möchten. Diese ISO 22000 gilt Beispielsweise für jedes Unternehmen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, das ein System implementieren möchte, um durchgängig sichere Lebensmittel zu liefern. Um sich überhaupt zu qualifizieren, müssen alle Quellen einer Verunreinigung durch Öl, vom TÜV gemessen und geprüft werden.

In der Druckluft wird dabei der Restölgehalt in Form von Aerosolen, in Dampfform oder in flüssiger Form gemessen und qualifiziert. Wenn man das weiß, lässt sich erahnen in welchen Industrien die Klasse 0 eingesetzt wird, nämlich dort wo es auf höchste Reinheit und Qualität der Druckluft ankommt wie beispielsweise:

  • Medizin und Gesundheitswesen
  • Textilindustrie
  • Lebensmittel- und Getränkeindustrie
  • Automotive
  • Chemische Industrie
  • Abwasseraufbereitung

In welcher Reihenfolge liest man die ISO-8573?

Das ist ganz einfach. Man fängt mit der Staubkonzentration an. Wie groß dürfen also die Staubpartikel in der Druckluft maximal sein und wie hoch ist dabei die maximal erlaubte Staubkonzentration pro m³.

Dann folgt der Wassergehalt in der Druckluft, also wie hoch darf der Drucktaupunkt maximal sein und als dritte Kenngröße kommt der Restölgehalt. Dieser sagt aus, welche Mengen an Öl maximal in der Druckluft vorhanden sein darf. Dabei ist es völlig unerheblich ob dieses Öl „sichtbar“ in Form von feinsten Tröpfchen oder „unsichtbar“ in „Dampfform“ gebunden und getragen mit der Druckluft dort vorhanden sind.

Die Reihenfolge ist dabei immer gleich, daher ist es sehr einfach zu abzulesen, welche Anforderungen an die Druckluftqualität erfüllt werden müssen.

Druckluftqualität nach ISO 8573 – einfach erklärt (2)

Was haben die Zahlen in der ISO mit der Reinheit zutun?

Wenn man die Druckqualität nach ISO 8573 qualifiziert, muss man erstmal verstehen, wie man diese liest und was die Zahlen dahinter bedeuten. Um das zu veranschaulichen, arbeiten wir einmal mit einem praktischen Beispiel.

Nehmen wir an, dass eine Druckluftqualität 2.3.1 nach ISO 8573 gefordert ist. Erinnern wir uns dazu an die Reihenfolge der 3 Kategorien. Wie war diese nochmal? Genau: Staubkonzentration, Wassergehalt, Ölgehalt. Das heißt, wir schauen uns die erste Zahl an und wissen jetzt, dass die 2 etwas mit der Staubkonzentration zutun haben muss. Um genau zu sein, gibt uns diese erste Zahl Auskunft darüber, wie hoch die maximale Staubkonzentration in unserer Druckluft sein darf. Wenn wir uns dazu die obige Tabelle anschauen sehen wir, dass die Partikelgröße maximal 1mm und die Staubkonzentration maximal 1mg/m³ betragen darf. Für den Staubgehalt in der Druckluft gilt hier also die Klasse 2. Mit der zweiten Zahl verfahren wir genauso und wissen mit einem Blick auf die Tabelle sofort, dass der Wassergehalt der Klasse 3 entsprechen muss, was einen Drucktaupunkt von mindestens -20°C bedeutet. Mit der dritten und letzten Zahl sind wir beim Ölgehalt angelangt und sehen auf Anhieb, dass dieser bei maximal 0,01mg/m³ liegen darf. Hier gilt also die Qualitätsklasse 1. Wir sehen, alles einfacher als es aussieht. Das Lesen und verstehen dieser ISO 8573 wird in Zukunft keine Herausforderung mehr sein, sondern ein Kinderspiel.

Welche Qualitätsklasse für Ihre Anwendung?

Auch auf diese Frage möchten wir eingehen. Allerdings gibt es hier leider keine allgemeingültige Antwort, da es die verschiedensten Anwendungsbereiche mit den unterschiedlichsten Anforderungen gibt. Unser Leitfaden für Sie ist jedoch: Ihr wisst selbst am besten in welchem Bereich und für welche Anwendung die erzeigte Druckluft benötigt wird. Seid ihr beispielsweise im Lebensmittel- oder pharmazeutischen Bereich tätig, dann sollten Sie Wert auf 100% reine Druckluft legen. Die Klasse 0 ist vor allem was den Restölgehalt angeht dabei ganz besonders wichtig. Bedenken Sie allerdings, je reiner die Luft, desto teurer sind in der Regel die Anschaffung der dazu benötigten Kompressoren. Die richtige und kluge Wahl aller erforderlichen Komponenten einer Druckluftanlage, kann jedoch die laufenden Kosten der Druckluftaufbereitung erheblich reduzieren.

Benötigen Sie die Druckluft für Anwendungen, in der die Reinheit eine untergeordnete Rolle spielt, können Sie sich für die Klassen 1-6 entscheiden bzw. richten nach den Mindestanforderungen der mit der Druckluft betriebenen Gräte, um somit Geld zu sparen.

Geballtes Wissen gefällig?

Wenn Sie diese Tabelle immer griffbereit haben wollen und zusätzlich Ihr Wissen in puncto Drucklufttechnik erweitern möchten, empfehlen wir Ihnen unser kostenloses Handbuch der Drucklufttechnik im Taschenbuchformat. Dieses bekommen Sie über folgenden Link in mittlerweile 9. Auflage, entweder per Post oder per Mail zugesandt, um wirklich immer das geballte Wissen parat zu haben. Als kurze Randinformation, die Tabelle befindet sich auf Seite 78.

Schauen Sie sich doch unser Youtube-Video der Reihe Kompressoren Professoren an. Hier erklärt Ihnen Druckluft-Experte Jörg Jursik, nochmal die ISO 8573.

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Druckluftqualität nach ISO 8573 – einfach erklärt (2024)

FAQs

Druckluftqualität nach ISO 8573 – einfach erklärt? ›

Die Struktur von ISO 8573-1:2010

Was ist Druckluft einfach erklärt? ›

Druckluft ist ein gasförmiges Medium, das durch die Komprimierung von Umgebungsluft erzeugt wird. Die Luft wird dabei in einen Kompressor geleitet und unter Druck gesetzt, wodurch sich das Volumen der Luft verringert und der Druck erhöht wird.

Welche Anforderungen werden an die Druckluft gestellt? ›

Grundsätzlich sollte die Druckluft frei von Staub (Partikeln), Öl und Wasser sein (Instrumentenluft). Dies ist natürlich eine relative Forderung, da eine absolute Reinheit nicht realisierbar ist. Seit Ende 1999 existiert die ISO/DIS 8573, welche die Qualitätsklassen für Druckluft definiert.

Was sagt der drucktaupunkt aus? ›

Was ist ein Drucktaupunkt? In industriellen Anwendungen wird der Taupunkt zur Messung der Feuchtigkeit in einem Prozessgas oder in einer kontrollierten Umgebung verwendet. Der Begriff "Drucktaupunkt" (PDP) wird verwendet, wenn der Druck des Gases höher ist als der normale atmosphärische Druck.

Warum ist Öl in der Druckluft? ›

Häufig sind Öle, Keime und Feuchtigkeit schon in der Umgebungsluft vorhanden und gelangen durch die Ansaugluft des Kompressors ins Druckluftsystem. Grund für Verunreinigungen kann beispielsweise eine nahegelegene große Straße oder Baustelle sein.

Wie viel Druck hat Druckluft? ›

Als Energieträger oder zur Reinigung hat Druckluft meist einen Druck von 6 bis 8 bar. In Einzelfällen werden bis zu 16 bar benötigt.

Ist Druckluft gleich Pressluft? ›

Druckluft, umgangssprachlich häufig auch Pressluft genannt, unterscheidet sich erst einmal nicht von der normalen Atemluft. Sie hat die gleiche Zusammensetzung (78% Stickstoff, 21% Sauerstoff, 1-2% andere Gase) wie die Umgebungsluft. Pressluft entsteht, indem Luft mittels eines Druckluftkompressors komprimiert wird.

Was ist bei Druckluft zu beachten? ›

Druckluft ist nicht ungefährlich!

Denn selbst bei sachgemäßer Verwendung können von Druckluftanlagen durchaus Gefahren ausgehen. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass bei vielen Druckluftanwendungen kein Strom verwendet wird. Ein anderer ist, dass Druckluft große Energiemengen unter hohem Druck speichert.

Welche Nachteile der Druckluft gibt es? ›

Nachteile der Pneumatik

Gas komprimiert und unter Druck gesetzt wird, erwärmt es sich, durch diese Erhitzung geht ein Teil der zum Verdichten aufgebrachten Energie verloren. Explosionsgefahr: Durch die unkontrollierte Erhitzung und Abkühlung von Luft und Gasen, kann es schlagartig zu sehr hohem Druck kommen.

Wie wird Druckluft gemessen? ›

Der Druckluftverbrauch kann mithilfe von Durchflussmessgeräten gemessen oder mit Berechnungen ermittelt werden. Durchflussmessgeräte werden in die Druckluftleitungen eingebaut und messen den Volumenstrom der Druckluft.

Welche Temperatur Druckluft? ›

Nachkühler. Direkt nach der Verdichtung hat die Druckluft eine Temperatur zwischen 70 und 200 °C. Um diese Temperatur zu senken werden Nachkühler eingesetzt, die gleichzeitig auch den Feuchtegehalt der Luft reduzieren. Die Nachkühler werden meist auch schon im Kompressor eingebaut.

Warum muss Druckluft trocken sein? ›

Feuchtigkeit in der Druckluft entsteht durch komprimierte Druckluft und schlägt sich in Kondenswasser nieder. Dies kann zu Korrosion von Rohrleitungen führen, Produktschäden zur Folge haben oder einen vorzeitigen Ausfall der Pneumatik zur Ursache haben. Daher muss die Druckluft von Korrosion getrocknet werden.

Wie misst man den Taupunkt? ›

Eine direkte Messung des Taupunkts kann mit einem Taupunktspiegelhygrometer erfolgen. Dieses enthält einen temperierbaren Spiegel. Wenn der Spiegel bei absinkender Spiegeltemperatur die Taupunkttemperatur erreicht bzw. unterschreitet, beschlägt er.

Wann muss Druckluft geölt werden? ›

Die meisten Hersteller empfehlen, Druckluftwerkzeuge in regelmäßigen Abständen zu ölen, zum Beispiel täglich oder wöchentlich. Aber auch die Häufigkeit der Verwendung des Werkzeugs kann Einfluss darauf haben, wie oft es geölt werden muss.

Was passiert wenn sich Wasser in der Druckluft befindet? ›

Unbehandeltes Kondenswasser in der Druckluft kann zu Schäden an pneumatischen Systemen, Druckluftmotoren und Ventilen führen. Darüber hinaus können alle an das System angeschlossenen Komponenten oder Maschinen beeinträchtigt werden, was zu einer potenziellen Verunreinigung des Endprodukts führen kann.

Warum nicht mit Druckluft reinigen? ›

Zusätzlich besteht erhebliche Verletzungsgefahr aufgrund der Energie des Druckluftstrahles." Des Weiteren kann es in Verbindung mit Gefahr- oder Biostoffen zu schweren Verletzungen bzw. Erkrankungen führen. Das Abblasen mit Druckluft ist daher verboten.

Ist Druckluft ein Gas? ›

DRUCKLUFT ist ein verdichtetes farb- und geruchloses Gasgemisch, das nicht brennbar ist.

Wie erzeuge ich Druckluft? ›

Die atmohsphärische Luft wird durch Ansaugventile und Auslassventile in das Pneumatiksystem eingeführt, daraufhin komprimiert und anschließend entweder direkt in das Druckluftrohrsystem oder einen vorgelagerten Druckluftspeicher eingespeist.

Ist Druckluft Sauerstoff? ›

Druckluft besteht hauptsächlich aus Stickstoff, Sauerstoff und Wasserdampf. Je nach geplanter Verwendung kann die Luft in der Pneumatik durch Verdichter, sogenannte Kompressoren, unter erhöhten Druck gesetzt und anderweitig behandelt werden.

Was kann man mit Druckluft machen? ›

Wozu wird Druckluft verwendet? Druckluft wird verwendet, um Maschinen anzutreiben, Geräte zu bedienen, industrielle Prozesse zu unterstützen und verschiedene Aufgaben in Branchen wie Fertigung, Automobilbau, Vergnügungsparks, Heimwerkerprojekte, chemische Reinigung und vielen weiteren zu erleichtern.

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